<



voltaire_candide 




candide

 

Alle Seiten der 30 Kapitel aus Voltaire's Candide binär codiert und in weiterer Folge in ihrer Gesamtheit auf diverse Bildträger unterschiedlicher Formate installiert.

Kandid, binär codiert.

»Gut gesagt,« antwortete Kandid, »aber wir müssen unsern Garten bestellen.« (Voltaire, Candid, 30.Kapitel, Schlusssatz)


Die beste aller Welten, die schlechteste aller Welten, 2 Systeme, 2 Positionen, wahr, falsch, 0,1. Ein Autor als „0“ (Voltaire), der sich als „1“ (Dr. Ralph) ausgibt.

Während Pangloss unheilbar „optimistisch“ ist und seinem Satz von der besten aller Welten bis zum Schluss die Treue hält, lernt Kandid letztendlich seine Lektion und resümiert in seinem berühmten Schlusssatz des Buches:

Das ist gut gesagt, aber wir müssen unseren Garten bestellen.

(Cela est bien dit, (..) mais il faut cultiver notre jardin.)

Dieser Satz ist wie ein Hohn auf alle Lehren, auf die es in der Erzählung ankommt, eine Conclusio in einen Satz gebündelt, die alles auf den Kopf stellt.

Hätte Voltaire sich das gesamte Panglos'sche Geschwätz, wie Voltaire es selbst bezeichnet, ersparen können? Hätte er? Diesem einen letzten Satz würde jedenfalls das nötige Unterfutter fehlen, auf dem seine Wirkung aufbaut.

Diesem letzten Satz ist auch die Idee einer binären Kodierung des gesamten Textes geschuldet. Ich hab ihn wörtlich genommen, und den Garten bestellt, indem ich erst einmal den gesamten Textacker umgegraben habe, und ihn im Sinne des inhärenten wahr/falsch Prinzips, mit Nullen und Einsen neu bestellt habe.

Mit dieser „Entsinnlichung“ des Werkes geht nicht vordergründig eine Kritik am Werk einher, obzwar das Übersetzen/Verschlüsseln des gesamtes Textes in einen visuell sinnentleerten ASCII-Code solches vermuten lassen würde, vielmehr ist es das Bestreben, im Kontext des Werkkomplexes „literary agglomerations“ (siehe Website), eine weitgehende Verdichtung des gesamten Buches zu erwirken, indem der gesamte Text auf ein vordefiniertes Format (z.Bsp. DIN A0, etc.) übertragen wird und somit, was die Intention des Künstlers ist, das Werk eine neue Sinnhaftigkeit, durchaus auch unter ästhetisch kompositorischen Gesichtspunkten betrachtet, erfährt, da es sich doch um eine Transformation des Formates Buch in das Format Bild handelt. Also eine literarische Verdichtung, genauer gesagt eine Verdichtung der Literatur in einem quantitativen Sinn, eine Verdichtung des kodierten Textmaterials zu einem Bild.

Der Künstler hat somit den Garten bestellt. Auf eingefasster Fläche wurde der Buchstabendschungel des Buches in eine „Leere“ mittels kompakter Vereinfachung in einen simplen „0 und 1 Garten“ konvertiert.







© 2021 Toni Kleinlercher